Plan nach der Erinnerung gezeichnet
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Gennin war ein schmuckes Dorf mit seinen in Reihenform angeordneten Grundstücken beiderseits der Reichsstraße 1 im Ortsteil Dorf Gennin und den südlich der Ostbahn verstreut liegenden Bauerngehöften im Ortsteil Neu Gennin. Ein sanft ansteigendes Hügelgelände begrenzte die Ortschaft im Norden, während der südliche Ortsteil Neu Gennin, auch Bruch genannt, mit seiner gräbendurchzogenen Acker- und Wiesenlandschaft schon typischen Warthebruchcharakter zeigte. Laut Ortsbuch für das Deutsche Reich, 8. Auflage der Deutschen Verlagsgesellschaft Berlin von 1938 zählte Gennin 943
Gennin Anfang des 19. Jahrhunderts
Einwohner. Das örtlich größte Unternehmen, die Genniner Ziegelwerke von Eduard Wentzell, beschäftigte in fast ganzjähriger Saison Ziegeleiarbeiter, die in den Wintermonaten in der Regel kurzzeitig als Waldarbeiter zum Holzeinschlag in den Staatsforst gingen. Rund 40 bäuerliche oder landwirtschaftliche Betriebe herkömmlicher Art mit Ackerbau, Weide- und Viehwirtschaft, die in ihrer Vielfalt heute kaum existenzfähig wären, oder Gutshöfe wie Zimmermann, später Neun, beschäftigten, um einige Berufsbezeichnungen aufzuzählen, unter der Regie eines Administrators, der im Genniner Sprachgebrauch Radaukerl genannt wurde, Knechte, Mägde, Zimmermädchen, Melker, Gespannführer oder Tagelöhner. Eng mit der Landwirtschaft verbunden waren neben der Stellmacherei Blauert die Schmieden von Bork und Reek, in denen die Meister mit ihren Gesellen und Lehrlingen gut ausgelastet waren. Einen breiten Raum nahm der Hufbeschlag ein. In weiteren handwerklichen Berufen wie Bäcker, Fleischer, Schuhmacher, Schneider, Brunnenbauer, Dachdecker, Böttcher, Zimmermann, waren ortsansässige Fachkräfte mit ihrem Betrieb für die Einwohner präsent. Die Bäckereien Herrmann und Habermann lieferten auch turnusmäßig oder täglich Backwaren frei Haus, in den 20er Jahren war außerdem auf dem Schulland zwischen den Gehöften Frohloff und Fechner ein großer freistehender Backofen zur allgemeinen Nutzung in Betrieb.
Die zweiklassig Dorfschule
Ebenso wurden in friedlicher Konkurrenz Fleisch- und Wurstwaren vielfach in eigener Hausschlachtung produziert oder bei den Fleischern Schüler, Griebel oder Danielsen eingekauft. Das Baugeschäft Kallies, der Textilgroßhändler Kieselack, die Gärtner Grüneberg und Röhning, die Kaufleute Tauchert, Schuckert und Burchard erfreuten sich bei einem Schwätzchen ihrer Kundschaft und lustig war es schon, wenn der Mostrichsechser nach der Füllung noch unten im Glas lag,der Sauerkohlsaft
trotz Pergamentpapier und Generalanzeiger aus dem Einkaufsnetz tropfte oder die eingewickelten Heringe Kathreiners Malzkaffee nässten und neu aromatisierten.Als Eier- Butter- oder Geflügelhändler waren die Geschäftsleute Werk und Branowski mit schnellem Pferdefuhrwerk, Schlitten oder Auto auf Achse und schließlich gab es in früherer Zeit noch die fleißigen Marktweiblein, die sich mit der prall gefüllten Bollenkiepe per Bahn oder zu Fuß in das 8 km entfernte Landsberg zum Wochenmarkt auf den Weg machten. Die Gastwirtschaft Fredrich am Bahnhof Loppow bewirtete neben einheimischen Gästen auch Wochenendausflügler aus Landsberg, die gerne einen Waldspaziergang zum Maserpfuhlausschank unternahmen, während der .Gasthof zu den Linden. von Richard Tauchert zentraler Mittelpunkt des alltäglichen dörflichen Lebens war. Die Zahl der Geburten hatte noch Stellenwert und so waren die Hebammen Helm und Puhle bei vorwiegend Hausgeburten schnell zur Stelle. Viele Einwohner gingen einer Arbeit am Ort, in Dühringshof oder Landsberg nach, hatten als Nebenerwerbsquelle noch ein paar Morgen Land. Sie besaßen in der Regel auch „Beamtenkühe“, die von Zunks nach dem Körgesetz amtlich zugelassenen Ziegenbock betreut wurden und für die Heranwachsende, die die Ziegen verschämt zum „Standesamt“ führen mussten, war die Betreuung gleichzeitig Anschauungsunterricht. Fast ein Dutzend aktiver und pensionierter beamteter oder auch nicht beamteter Staatsdiener, vorwiegend Lehrer oder Eisenbahner, hatten in Gennin ihren Wohnsitz. Über alledem wachte die Obrigkeit, Bürgermeister Grobe und aus Dühringshof für Gennin zuständig Amtsvorsteher Piethe sowie Gendarmen wie Kriening oder Voß. Es gab nur „brave Bürger“, die sich rückschauend gern Gasthof Tauchert, Schule und Lehrerwohnung dieser Zeit in der alten Heimat erinnern.